top of page
01_Von der Aussaat zum Brot (13).JPG

Ackerbau

FEF_Bionetz_Symbol_RZ.png

Ein Drittel der Landesfläche Liechtensteins wird landwirtschaftlich genutzt. Davon machen Grünland und Alpweiden zwei Drittel und Ackerland ein Drittel aus. Auf Grund der Böden und der Witterungsbedingungen ist das Land für den Anbau von Ackerfrüchten für die direkte menschliche Ernährung sehr gut geeignet. Auf Leitbetrieben werden spezielle Getreide und Hülsenfrüchte angebaut, Wissen gesammelt, Erfahrungen ausgetauscht und Lebensmittel von und für Liechtenstein produziert.

Vielfalt auf den Acker und die Teller bringen

FEF_Bionetz_Symbol_RZ.png

Die Ergebnisse aus den Praxisversuchen können weiter unten nachgelesen werden. Die einzelnen Kulturen werden je Versuchsstandort beschrieben. Neben den erzielten Erträgen und Qualitäten gibt es Informationen zum Boden und Anbau sowie den über die gesamte Vegetationszeit gemachten Beobachtungen.

Getreide

Als Getreide bezeichnet man die Pflanzen der Familie der Süssgräser, welche wegen ihrer Körner kultiviert werden und essenzieller Bestandteil der menschlichen Nahrung sind. Einkorn, Emmer und Gerste waren die ersten Getreidearten. Heute stehen Weizen, Mais, Reis und Hirse auf dem Speiseplan der Welt an erster Stelle. Getreide bringt zwei Eigenschaften mit, die es als Lebensmittel so unentbehrlich machen: einen hohen Nährwert bei gleichzeitig sehr guten Lager-Eigenschaften.

05_Agrarökologie-3.JPG

Buchweizen

Buchweizen gehört nicht zu den Süssgräsern, sondern zu den Knöterichgewächsen. Dieses „Pseudogetreide“ ist anspruchslos im Anbau und hat wegen seiner raschen Entwicklung ein ausgezeichnetes Unkrautunterdrückungsvermögen. Die dreikantigen Buchweizensamen sind klein und hellbraun und müssen vor dem Genuss geschält werden. Buchweizen ist glutenfrei, aber durch den fehlenden Klebergehalt nicht eigenbackfähig.
Im Bionetz Liechtenstein wird der Anbau von Buchweizen v. a. für mehr Vielfalt in der ansonsten getreideintensiven Fruchtfolge erprobt. An einer Struktur für die Aufbereitung für Speisebuchweizen(mehlen) wird gearbeitet.

05_Agrarökologie-3.JPG

Einkorn

Das Einkorn ist ein Weizen, der bereits vor mehr als 10000 Jahren in Europa angebaut wurde. Einkorn hat einen gelblichen Mehlkörper und ist besonders reich an essentiellen Aminosäuren. Für den Anbau dieses anspruchslosen Spelzgetreides genügt ein sauberer, magerer, durchlässiger Boden. Vor dem Mahlen muss das kleine, bauchige Einkorn langsam und sehr vorsichtig entspelzt/geschält werden. Dieses Getreide eignet sich sehr gut für den Bio-Anbau.

Im Bionetz Liechtenstein wird der Anbau von Einkorn v. a. für mehr Vielfalt in der Fruchtfolge erprobt. Körner und Mehl aus Einkorn bilden eine willkommene Ergänzung in den bäuerlichen Hofläden.

05_Agrarökologie-3.JPG

Gerste

Die Gerste kann auch in Gebieten mit geringen Wasser- und Temperaturangeboten angebaut werden und gedeiht daher bis in hohe Lagen. Im Vergleich zu anderen Getreidearten blüht die Gerste sehr früh und hat daher auch eine kürzere Vegetationszeit. Die Gerstenähre ist in 2- und 6-zeiligen Ähren aufgebaut, wobei sich die 2-Zeilige meist besser als Speisegerste eignet, da die einzelnen Körner grösser ausgebildet werden.

Im Bionetz Liechtenstein wird der Anbau von Braugerste v. a. für die Entwicklung einer regionalen Bio-Biersorte im Liechtensteiner Brauhaus und von verschiedenen Wintergerstensorten für die Produktion von Rollgerste erprobt.

05_Agrarökologie-3.JPG

Hartweizen

Hartweizen, auch Durum genannt, wird primär für die Herstellung von Nudeln (Teigwaren) verwendet. Durum wird traditionell in trockenen Regionen angebaut. Problematisch ist seine Anfälligkeit auf Pilzkrankheiten (Fusarien), die besonders bei feuchten Bedingungen während der Abreife auftreten können. Dank neuer, winterharter Sorten wird Durum vermehrt in unseren Breiten angebaut.

Im Bionetz Liechtenstein wird der Anbau verschiedener Durum-Sorten v. a. auf Anbaueignung in Liechtenstein erprobt. Die Ergebnisse (erste Teigwaren) sind trotz der in Liechtenstein üblichen, höheren Niederschlagsmengen bislang vielversprechend.

05_Agrarökologie-3.JPG

Ribelmais

Ribelmais bezeichnet eine spezielle Körnermaissorte, welche traditionell im Schweizer Rheintal und Liechtenstein angebaut wird. Das aus den Körnern gewonnene Mehl ist eine regionale Spezialität. Ribelmais war neben Kartoffeln und Rüben über viele Jahre ein wichtiges Nahrungsmittel in Liechtenstein.

Im Bionetz Liechtenstein wird der Anbau von Ribelmais v. a. zur Fortführung der langen Anbautradition dieses speziellen Mais fortgeführt.

05_Agrarökologie-3.JPG

Schwarzhafer

Schwarzhafer gilt wie der normale (Gelb-)Hafer als Gesundungsfrucht für den Boden. Er ist vor allem durch das kräftige Wurzelsystem ein Getreide mit hoher Widerstandskraft. Schwarzhafer wird wegen seiner unsicheren Winterhärte meist als Sommerung angebaut. Die reifen Körner des Schwarzhafers sitzen äußerst dekorativ in violett-schwarzen Spelzen. Schwarzhafer wird gequetscht oder als ganze Körner besonders gerne in Pferdefuttermischungen eingesetzt.

Im Bionetz Liechtenstein wird der Anbau von Schwarzhafer v. a. für mehr Vielfalt in der Fruchtfolge erprobt. Ziel ist es auch, mit dem Schwarzhafer ein zusätzliches Angebot an Haferflocken und Hafermehl zu entwickeln.

05_Agrarökologie-3.JPG

Waldstaudenroggen

Der Waldstaudenroggen (Johannisroggen) gilt als die Urform des Roggens. Klassisch wird dieser Roggen schon zur Sommersonnenwende (zu „Johanni“) angebaut, kann aber auch im Herbst ausgesät werden. Eine Beweidung, bedingt auch eine Mahd, im Herbst führt zu einer verstärkten Bestockung und bis zu 30 % mehr Ähren im Frühjahr. Der tief wurzelnde, anspruchslose, frostunempfindliche Waldstaudenroggen erreicht eine Wuchshöhe von bis zu drei Metern.

Im Bionetz Liechtenstein wird der Anbau von Waldstaudenroggen v. a. für mehr Vielfalt in der Fruchtfolge erprobt. Ziel war es auch, aus dem dunklen, nussig-süssen Mehl ein neue Liechtensteiner Brotsorte zu entwickeln. Auch die Herstellung eines Risottos aus Waldstaudenroggen ist geplant.

05_Agrarökologie-3.JPG

Dinkel

Dinkel stellt niedrige Ansprüche an den Boden, ist genügsamer und robuster als der nahverwandte Weizen. Dinkel gedeiht auch dort gut, wo es für andere Getreidesorten zu nass ist. Dinkel ist deshalb eine Alternative in Grenzlagen. Der Nährstoffbedarf ist deutlich geringer als beim Weizen und die gute Unkrautunterdrückung ideal für den Biolandbau.

Im Bionetz Liechtenstein wird v. a. der Anbau neuer Züchtungen und alter Landsorten wie z. B. die biodynamische Züchtung Ebners Rotkorn für die Entwicklung eines eigenständigen Liechtensteiner Dinkelbrots und für die Risottoproduktion erprobt.

05_Agrarökologie-3.JPG

Emmer

Emmerweizen besitzt je Spindelstufe immer zwei Körner. Dieses Urgetreide wird daher auch Zweikorn genannt. Da die Körner von einer schützenden Spelze fest umgeben sind, ist das Emmer-Korn weitestgehend vor schädlichen Umwelteinflüssen geschützt. Emmer ist ein sehr genügsames Getreide. Vor dem Mahlen muss Emmer geschält werden. Der leicht bräunliche, würzig schmeckende Mehlkörper lässt sich besonders gut zu Nockerlgriess vermahlen.

Im Bionetz Liechtenstein wird der Anbau von Emmer v. a. für mehr Vielfalt in der Fruchtfolge erprobt. Emmerrisotto und Emmermehl sollen die Produktpalette erweitern.

05_Agrarökologie-3.JPG

Hafer

Hafer gilt als Gesundungsfrucht für den Boden, da er keine Fruchtfolgekrankheiten überträgt und mit seiner intensiven Durchwurzelung auch verdichtete Böden wieder auflockert. Hafer liefert auch ohne intensive Düngung gute Erträge und eignet sich ähnlich wie Dinkel und Roggen für Betriebe mit nährstoffarmen Rahmenbedingungen. Hafer kann zudem Unkräuter effektiv unterdrücken.

Im Bionetz Liechtenstein wird der Anbau ausgewählter Sommer- und Winterhafersorten, vor allem die Züchtung des unbespelzten Nackthafers erprobt. Mit der Anschaffung einer Getreidequetsche konnten bereits Liechtensteiner Bio-Haferflocken in die Hofläden gebracht werden.

05_Agrarökologie-3.JPG

Hirse

Hirse ist eine Sammelbezeichnung für kleinsamiges Spelzgetreide. Hirse gehört zu den glutenfreien Süßgräsern und wird in zwei Hauptgruppen unterteilt: Die Gruppe der Sorghum-Hirsen hat deutlich größere Körner mit hohem Hektarertrag, zur Gruppe der Millethirsen gehören z. B. die Rispenhirsen, die Fingerhirsen und Teff, das kleinste Getreide der Welt. Vor allem in Asien und Afrika ist Hirse als Brei- und Brotfrucht (Fladenbrot) nach wie vor eine wichtige Nahrungsgrundlage.

Im Bionetz Liechtenstein wird der Anbau von Rispenhirse unter den eher feuchten Klimabedingungen v. a. für mehr Vielfalt in der Fruchtfolge erprobt. Hirsemehl und Körner sollen das Sortiment an Ackerprodukten in Zukunft ergänzen.

05_Agrarökologie-3.JPG

Roggen

Roggen ist ein hochwüchsiges, robustes Getreide, das auf extensiven Standorten mit leichten bis mittelschwere Böden sehr gut gedeiht. Roggen kommt mit wenigen Nährstoffen aus und wird deshalb für viehlose Betriebe empfohlen. Roggen ist zudem das Getreide mit dem geringsten Wasserbedarf. Als Fremdbestäuber ist Roggen im Gegensatz zu anderen Getreidearten auf gutes Wetter während der Blüte angewiesen.

Im Bionetz Liechtenstein wurde der Roggenanbau wieder zurück nach Liechtenstein gebracht. Es werden Sorten für Liechtenstein ausprobiert, auch um aus dem dunklen Mehl eigenständige Liechtensteiner Brotsorten zu entwickeln.

05_Agrarökologie-3.JPG

Triticale

Triticale ist eine Kreuzung zwischen Weizen und Roggen, mit der seit vielen Jahrzehnten intensiv gezüchtet wird. Die Getreidesorte ist vital und anspruchslos und hat sowohl beim Korn- als auch beim Strohertrag ein hohes Ertragspotenzial. Triticale ist krankheitsresistent mit guter Unkrautunterdrückung, und deshalb besonders gut für den Biolandbau geeignet. Triticale wird in Europa v. a. als Futtergetreide angebaut.

Im Bionetz Liechtenstein wird eine spezielle Sorte mit guten Backeigenschaften für den Anbau in Liechtenstein erprobt. Geplant ist die Entwicklung einer Liechtensteiner Triticale-Brotsorte.

05_Agrarökologie-3.JPG

Weizen

Weizen ist die anspruchsvollste Getreideart. Weizen verträgt Kälte weniger gut als Roggen. Er braucht mehr Feuchtigkeit und Wärme, ist aber nicht empfindlich gegen lange Schneebedeckung. Weizen braucht tiefgründige, nährstoffreiche, lehmige Böden mit guter Wasserversorgung. Von allen Getreidearten beansprucht der Weizen die günstigste Fruchtfolgestellung. Er steht daher vorzugsweise nach Futter- oder Körnerleguminosen.

Im Bionetz Liechtenstein wird v. a. der Anbau spezieller Schweizer und österreichischer Sorten für die Entwicklung eines eigenständigen Liechtensteiner Weizenbrots erprobt.

Hülsenfrüchte

Hülsenfrüchte (Leguminosen) sind eiweissreiche Nutzpflanzen. Zu den wichtigsten Vertretern zählen Erbsen, Ackerbohnen, Soja und Lupinen. Die Pflanzen gehen in ihren Wurzeln eine Symbiose mit stickstofffixierenden Bakterien ein. Die Knöllchenbakterien binden Stickstoff aus der Luft und machen ihn für Pflanzen verfügbar. Die weitverzweigten Wurzelsysteme lockern den Boden auf. Hülsenfrüchte bringen Vielfalt und Geschmack auf den Tisch. Sie sind ein wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen und gesunden Ernährung.

05_Agrarökologie-3.JPG

Ackerbohne

Die Ackerbohne hat einen hohen Wasserbedarf. Sie benötigt Böden mit entsprechendem Wasserspeichervermögen oder mittlere Standorte mit ausreichenden Niederschlägen. Wichtig ist eine gute Kalkversorgung mit pH-Werten über sechs. Für die Ausbildung der Pfahlwurzeln sind tiefgründige Böden erforderlich. Aufgrund der Selbstunverträglichkeit sind Anbaupausen von mindestens fünf bis sechs Jahren einzuhalten.

Im Bionetz Liechtenstein wird der Anbau verschiedener Hülsenfrüchte zur Förderung der Bodenfruchtbarkeit durchgeführt. Möglichkeiten zur Nutzung der Ackerbohnen für den menschlichen Genuss werden überlegt.

05_Agrarökologie-3.JPG

Kichererbsen

Es wird zwischen zwei Typen unterschieden: desi und kabuli. Desi-Typen haben kleinere, kantige Samen mit dicker dunkel gefärbter Samenhülle. Kabuli-Typen hingegen sind grosskörniger, rundlich geformt und haben eine dünne cremefarbene Samenhülle. Für den Kichererbsenanbau sollten trockene und warme Standorte gewählt werden. Häufige Niederschläge erhöhen die Gefahr für Infektion mit Pilzkrankheiten und erschweren die Abreife.

Im Bionetz Liechtenstein wurde im Jahr 2022 einmalig der Anbau von drei Sorten Kichererbsen erprobt. Feuchte Bedingungen bei der Abreife führten zu erheblichen Ertragsausfällen. Der Anbau in Liechtenstein ist derzeit auf Grund der Witterung noch mit einem sehr hohen Risiko verbunden.

05_Agrarökologie-3.JPG

Soja

Die Bohne verlangt ein warmes und feuchtes Klima. Am besten eignen sich für Sojabohnen leicht erwärmbare, tiefgründige, mittelschwere Böden mit einem schwach sauren bis neutralen pH-Wert. In der Fruchtfolge ist zu empfehlen, einen Anbauabstand von drei bis vier Jahren einzuhalten. Sojasaatgut muss unbedingt mit entsprechenden Bakterienstämmen geimpft werden.

Im Bionetz Liechtenstein wird der Anbau von Soja vor allem zum Finden standortgeeigneter Sorten speziell für den menschlichen Verzehr erprobt. Es werden Netzwerke für die Aufbereitung von regionalem Tofu und Edamame gesucht.

05_Agrarökologie-3.JPG

Erbse (Körnererbsen)

Die Erbse hat eine kurze Vegetationszeit, was ihren Anbau bis weit nach Nordeuropa ermöglicht. Die Wasserversorgung ist vor allem in der Keimphase und in der Blüte wichtig, bei der bis zu 140 Prozent des Eigengewichtes an Wasser aufgenommen wird. Auch eine gute Kalkversorgung mit pH-Werten > 6 ist wichtig. Aufgrund der Selbstunverträglichkeit sind Anbaupausen von mindestens sechs bis neun Jahren einzuhalten.

Im Bionetz Liechtenstein wird der Anbau von Körnererbsen für mehr Vielfalt in der Fruchtfolge erprobt. Ziel ist es zudem besonders gut geeignete Sorten für den menschlichen Verzehr zu finden und Produkte daraus zu entwickeln.

05_Agrarökologie-3.JPG

Linsen

Linsen gehören zu den ältesten Kulturpflanzen der Erde. Linsen mögen karge Böden und warme, trockene Klimabedingungen. Sie sind am Acker nicht selbstverträglich und verlangen nach mindestens sechs Jahren Anbaupause. Wegen der vielen verschiedenen Züchtungen und Variationen unterscheidet man Küchenlinsen vorzugsweise nach Farbe (grün, braun, rot, gelb) und Grösse (von Mignon- bis Riesenlinsen).

Im Bionetz Liechtenstein wird der Anbau von Linsen z. B. mit der Stützfrucht Leindotter auf mageren Standorten erprob. Hinsichtlich geeigneter Standorte und Mischungspartnern sowie Unkrautbekämpfung müssen noch weitere Erfahrungen gesammelt werden.

05_Agrarökologie-3.JPG

Trockenbohnen

Die schwarzen, weissen oder roten Bohnen bevorzugen eher leichte, gut durchlüftete Böden, die sich rasch erwärmen. Eine gute Wasserversorgung während der Blüte ist für den Kulturerfolg wichtig. Da Bohnen reichlich Stickstoff und in der Regel wenig Unkraut auf dem Feld zurücklassen, sind Bohnen beliebte Vorfrüchte: im Ackerbau oft für Wintergetreide oder nach einer Gründüngung auch für Hackfrüchte.

Im Bionetz Liechtenstein wird der Anbau von schwarzen Trockenbohnen v. a. zum Finden besonders geeigneter Sorten für den menschlichen Verzehr erprobt.

Links

FEF_Bionetz_Symbol_RZ.png

Leguminosennetzwerk

Bionet Österreich

bottom of page