
ACKERBAU

Ein Drittel der Landesfläche Liechtensteins wird landwirtschaftlich genutzt. Davon machen Grünland und Alpweiden zwei Drittel und Ackerland ein Drittel aus. Auf Grund der Böden und der Witterungsbedingungen ist das Land für den Anbau von Ackerfrüchten für die direkte menschliche Ernährung sehr gut geeignet. Auf Leitbetrieben werden spezielle Getreide und Hülsenfrüchte angebaut, Wissen gesammelt, Erfahrungen ausgetauscht und Lebensmittel von und für Liechtenstein produziert.
VIELFALT AUF DEN ACKER UND DIE TELLER BRINGEN

Die Ergebnisse aus dem ersten, sehr spannenden Versuchsjahr 2022 liegen vor und können nachgelesen werden. Die einzelnen Kulturen werden je Versuchsstandort beschrieben. Neben den erzielten Erträgen und Qualitäten gibt es Informationen zum Boden und Anbau sowie den über die gesamte Vegetationszeit gemachten Beobachtungen.
GETREIDE
Als Getreide bezeichnet man die Pflanzen der Familie der Süssgräser, welche wegen ihrer Körner kultiviert werden und essenzieller Bestandteil der menschlichen Nahrung sind. Einkorn, Emmer und Gerste waren die ersten Getreidearten. Heute stehen Weizen, Mais, Reis und Hirse auf dem Speiseplan der Welt an erster Stelle. Getreide bringt zwei Eigenschaften mit, die es als Lebensmittel so unentbehrlich machen: einen hohen Nährwert bei gleichzeitig sehr guten Lager-Eigenschaften.

Weizen
Weizen ist die anspruchsvollste Getreideart, sowohl hinsichtlich des Bodens als auch des Klimas. Er verträgt Kälte weniger gut als Roggen. Er braucht mehr Feuchtigkeit und Wärme, ist aber nicht empfindlich gegen lange Schneebedeckung. Weizen braucht tiefgründige, nährstoffreiche, lehmige Böden mit guter Wasserversorgung. Von allen Getreidearten beansprucht der Weizen die günstigste Fruchtfolgestellung. Er steht vorzugsweise nach Futter- oder Körnerleguminosen, nach Hackfrüchten wie Kartoffeln oder nach Zuckerrüben und Feldgemüse.

Dinkel
Dinkel stellt wenig Ansprüche an den Boden, ist genügsamer und robuster als der nah verwandte Weizen. Dinkel gedeiht auch dort gut, wo es für andere Getreidesorten zu nass ist. Dinkel ist deshalb eine Alternative in Grenzlagen des voralpinen Hügelgebietes. Kein anderes Getreide erträgt zudem eine späte Aussaat bis in den Winter hinein so gut wie der Dinkel. Der Nährstoffbedarf ist deutlich geringer als beim Weizen und die Unkrautunterdrückung ideal für den Biolandbau.

Gerste
Die Gerste kann auch in Gebieten mit geringen Wasser- und Temperaturansprüchen angebaut werden und gedeiht daher bis in höchste Lagen. Im Vergleich zu anderen Getreidearten blüht die Gerste sehr früh und hat daher auch eine kürzere Vegetationszeit. Die Gerstenähre ist in 2- und 6-zeiligen Ähren aufgebaut, wobei sich die 2-Zeilige besser als Speisegerste eignet, da die einzelnen Körner grösser ausgebildet werden.

Hartweizen
Hartweizen, auch Durum genannt, wird primär für die Herstellung von Teigwaren verwendet und traditionell in trockenen Regionen angebaut. Durum braucht wie der Brotweizen eine gute Nährstoffversorgung und ist während der Abreife bei nassen Bedingungen krankheitsanfällig, was die Qualität negativ beeinflussen kann. Seine Anfälligkeit auf Pilzkrankheiten (Fusarien) muss bei der Fruchtfolge unbedingt beachtet werden. Dank neuer, winterharter Sorten wird Durum immer mehr auch in unseren Breiten angebaut, was in warmen und trockenen Jahren durchaus erfolgreich sein kann.

Roggen
Roggen ist ein sehr hoch wachsendes, robustes Getreide, das auf extensiven Standorten mit leichten bis mittelschweren Böden sehr gut gedeiht. Staunasse Böden verträgt der Roggen im Gegensatz zum Dinkel nicht. Der Roggen kommt mit sehr wenigen Nährstoffen aus und ist deshalb eine gute Alternative für viehlose Betriebe. Roggen ist zudem jenes Getreide mit dem geringsten Wasserbedarf und wird deshalb häufig auf trockenen Standorten angebaut. Als Fremdbestäuber ist Roggen im Gegensatz zu anderen Getreidearten auf gutes Wetter während der Blüte angewiesen.

Triticale
Triticale ist eine Kreuzung zwischen Weizen und Roggen, mit der seit vielen Jahrzehnten intensiv gezüchtet wird. Die Getreidesorte ist sehr vital und anspruchslos und hat sowohl beim Korn- als auch beim Strohertrag ein hohes Ertragspotenzial. Triticale ist für den Biolandbau sehr gut geeignet, da die Kultur eine gute Unkrautunterdrückung hat, über eine hohe Krankheitsresistenz verfügt und auch mit wenigen Nährstoffen auskommt. Traditionell wird Triticale als Futtergetreide angebaut. Seit ein paar Jahren gibt es jedoch eine Sorte auf dem Markt, die über gute Backeigenschaften verfügt und somit auch für die menschliche Ernährung angebaut werden kann.

Hafer
Hafer gilt als Gesundungsfrucht für den Boden, da er keine Fruchtfolgekrankheiten überträgt und mit seiner intensiven Durchwurzelung auch verdichtete Böden wieder auflockert. Hafer liefert auch ohne intensive Düngung gute Erträge und eignet sich ähnlich wie Dinkel und Roggen für Betriebe mit nährstoffarmen Rahmenbedingungen. Hafer hat zudem die Eigenschaft, Unkräuter sehr effektiv zu unterdrücken und hinterlässt häufig einen unkrautfreien Acker.

Ribelmais
Ribelmais bezeichnet eine spezielle Körnermaissorte, welche traditionell im Schweizer Rheintal und Liechtenstein angebaut wird. Das aus den Körnern gewonnene Mehl ist eine regionale Spezialität. Ribelmais war neben Kartoffeln und Rüben über viele Jahre ein wichtiges Nahrungsmittel in Liechtenstein.

HÜLSENFRÜCHTE
Hülsenfrüchte (Leguminosen) sind eiweissreiche Nutzpflanzen. Zu den wichtigsten Vertretern zählen Erbsen, Ackerbohnen, Soja und Lupinen. Die Pflanzen gehen in ihren Wurzeln eine Symbiose mit stickstofffixierenden Bakterien ein. Die Knöllchenbakterien binden Stickstoff aus der Luft und machen ihn für Pflanzen verfügbar. Die weitverzweigten Wurzelsysteme lockern den Boden auf. Hülsenfrüchte bringen Vielfalt und Geschmack auf den Tisch. Sie sind ein wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen und gesunden Ernährung.
Ackerbohne
Die Ackerbohne hat einen hohen Wasserbedarf. Sie benötigt Böden mit entsprechendem Wasserspeichervermögen oder mittlere Standorte mit ausreichenden Niederschlägen. Wichtig ist eine gute Kalkversorgung mit pH-Werten über sechs. Für die Ausbildung der Pfahlwurzeln sind tiefgründige Böden erforderlich. Eine Impfung mit entsprechenden Bakterienstämmen ist notwendig, wenn noch nie Ackerbohnen auf einer Fläche angebaut wurden. Aufgrund der Selbstunverträglichkeit sind Anbaupausen von mindestens fünf bis sechs Jahren einzuhalten.

Körnererbsen
Die Erbse hat eine relativ kurze Vegetationszeit, was ihren Anbau bis weit nach Nordeuropa möglich macht. Wo es für die Ackerbohne zu trocken wird, kann die Erbse noch erfolgreich angebaut werden, denn sie gedeiht auch auf leichten bis mittelschweren Böden. Allerdings reagiert sie sehr negativ auf Verdichtungen und damit verbundener Staunässe, schlechter Durchlüftung und langsamerer Erwärmung. Die Wasserversorgung ist vor allem in der Keimphase und in der Blüte wichtig, bei der bis zu 140 Prozent des Eigengewichtes an Wasser aufgenommen wird. Auch eine gute Kalkversorgung mit pH-Werten > 6 ist wichtig. Aufgrund der Selbstunverträglichkeit sind Anbaupausen von mindestens sechs bis neun Jahren einzuhalten.

Soja
Die Bohne verlangt ein warmes und feuchtes Klima. Wichtig ist es, Kaltluftsenken und Spätfrostlagen zu meiden. Am besten eignen sich für Sojabohnen leicht erwärmbare, tiefgründige, mittelschwere Böden mit einem schwach sauren bis neutralen pH-Wert. In der Fruchtfolge ist zu empfehlen, einen Anbauabstand von drei bis vier Jahren einzuhalten. Zu Sklerotinia-Wirtspflanzen wie Sonnenblumen und Raps sollten mindesten vier Jahre Abstand eingehalten werden. Sojasaatgut muss unbedingt mit entsprechenden Bakterienstämmen geimpft werden.
Trockenbohnen
Schwarz, weiss und rot. Bohnen bevorzugen eher leichte, gut durchlüftete Böden, die sich rasch erwärmen. Eine gute Wasserversorgung während der Blüte ist für den Kulturerfolg wichtig. Bohnen lassen sich sowohl in Gemüsebau- als auch in Ackerbaufruchtfolgen gut einbauen. Geeignete Vorkulturen sind Getreide und viele Gemüsearten, die nicht für Sclerotinia anfällig sind. Da sie reichlich Stickstoff und in der Regel wenig Unkraut auf dem Feld zurücklassen, sind Bohnen beliebte Vorfrüchte: im Ackerbau oft für Wintergetreide oder nach einer Gründüngung auch für Hackfrüchte.

Kichererbsen
Es wird zwischen zwei Typen unterschieden: desi und kabuli. Desi-Typen haben kleinere, kantige Samen mit dicker dunkel gefärbter Samenhülle. Kabuli-Typen hingegen sind grosskörniger, rundlich geformt und haben eine dünne cremefarbene Samenhülle. Für den Anbau von Kichererbsen sollten trockene und warme Standorte gewählt werden. Häufige Niederschläge erhöhen die Gefahr für Infektion mit Pilzkrankheiten. Feuchteperioden im Spätsommer sind nachteilig, da sie aufgrund des indeterminierten Wuchses von Kichererbsen die Kornreife verzögern können.
ERGEBNISSE & LINKS
